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Peter Carow: mit 80 eine radelnde Inspiration

09/08/2024 -

Peter Carow ist unser erfahrenster RTC-Radrenner - und mit seinen inzwischen 80 Jahren in vielerlei Hinsicht ein beeindruckendes Vorbild!


Peter zeigt uns immer wieder, was ein gepflegtes Sportlerherz zu leisten imstande ist: Er trainiert regelmäßig, oft mehr als 100km am Stück und nimmt über die gesamte Saison an verschiedenen Rennen teil.

Dazu beeindruckt Peter immer wieder mit seiner positiven Einstellung, Ausdauer und seinem unbeugsamen Sportsgeist.

Zum Geburtstag möchten wir dir herzlich gratulieren, wir wünschen viel Gesundheit und weiterhin viele tolle Erlebnisse mit dem Rad in unserem Team.

Wir haben es uns nicht nehmen lassen und möchten euch Peter Carow einmal näher vorstellen.

Sag mal Peter, seit wann fährst du eigentlich Rad?

Wie sehr oft im Leben ist Entwicklung am Anfang von Zufällen abhängig. Ich bin ohne Vater aufgewachsen. Meine Eltern wurden 1951 geschieden und mein Vater flüchtete als einer der Initiatoren des 17. Juni 1953 nach Westberlin.

Unsere Hauptspielorte zu der Zeit waren die vielen Ruinen vom 2. Weltkrieg. Ich verlebte meine Schul- und Kindheit hauptsächlich in Ostberlin im Bezirk Friedrichshain in der Grünberger Straße. In eine dieser Ruinen fand ich auch mein erstes Fahrrad, welches fahrtüchtig war, mein altes Eisenschwein.

In den fünfziger Jahren war die "Internationale Radfernfahrt für den Frieden, Prag-Berlin-Warschau" das sportliche Ereignis im Monat Mai. Umfassend wurde in der Tagespresse und im Rundfunk darüber berichtet. Wir bekamen am Tage der Zielankunft in Berlin sogar Schulfrei um an die Strecke, das war damals die Stalinallee (heute Frankfurter Allee und bis zur Wende 1989 Karl-Marx-Allee), zu gehen.

Was hat dich zum Radsport gebracht?

Die DDR-Mannschaft erkämpfte 1953 den Sieg in der Mannschaftswertung mit den Fahrern Erich Schulz, Paul Dinter und unter anderen dem jungen Gustav Adolf Schur, Täve. 1955 und 1959 wurde Täve Gesamtsieger und 1958 und 1959 Straßenweltmeister bei den Amateuren und 1960 wurde er Vizeweltmeister und sein Vereinskamerad Bernhardt Eckstein Weltmeister. 

Diese Tatsache brachte mich und meine Spielkameraden damals in eine hochemotionale Stimmung. Alle, die ein Fahrrad hatten spielten auf den Straßen nun täglich die Erfolge der DDR-Radsportler nach. Autos gab es damals in der DDR sehr wenige und so eroberten wir uns die Straße. Zu meinem Glück hatte der Schumacher Erich Knösch in dem Haus, in dem ich wohnte seinen Laden und seine Werkstatt. Erich Knösch war damals Mitglied bei der SG Semper Berlin, dem einzigen privaten Radsportverein. Aus diesem Verein gingen solche Größen wie Erich Schulz Hänschen Witt, Rainer Pluskat und weitere hervor.

Der Schuhmacher Erich Knösch sah natürlich mit Interesse wie wir Jungens damals "Radrennen" spielten und dass ich dabei immer zu den Gewinnern gehörte. Folglich sprach er mich an und holte mich zu seinem Verein SG Semper Berlin, seit der Wende wieder BRC Semper Berlin 1925 e.V. Das war im November 1960. Meine Leistungen waren dann im Verein so gut, dass ich mit 18 Jahren als Leistungssportler zum Club TSC Berlin delegiert werden sollte. Es war alles klar, bis der Stop dann von der Überprüfung der Stasi kam. Ich hatte Vater und Bruder im Westen, war also kein Reisekader für das nichtsozialistische Ausland und somit auch keine weitere leistungssportliche Entwicklung im Sportclub.

Ich wurde dann Lehrer und Übungsleiter in der Leichtathletik, führte meine beiden Töchter zu mehreren Berliner Meistertiteln im Langlauf und dann sagte meine Tochter Eileen zu mir bei einer Autofahrt 2002: Papa, ich will Radrennen fahren. Gesagt, getan und so kam ich nach so vielen Jahren zurück zum Radsport.

Was macht Radsport für dich aus?

Radsport ist für mich neben dem Fitnessprozess praktizierte Freiheit. Als Amateurschriftsteller und fast ausschließlich Alleintrainierer habe ich auf dem Rad völlig ungestörte Zeit für das Berliner Umland und mir fallen viele literarische Impulse zu.

Jetzt einmal Butter bei die Fische, wie lautet dein Geheimrezept für diese Fitness?

Das hält mich fit und als ehemaliger Mathematik- und Sportlehrer schätze ich allgemeine Körperschulung (Krafttraining und Gymnastik). Habe mit meiner Frau in unserer Doppelhaushälfte einen Sportraum mit Sauna eingerichtet und nutze mit ihr beides sehr intensiv.

Für uns ist Jugendarbeit sehr wichtig, was würdest du den jüngeren Radsportlern empfehlen?

Allen jüngeren Radsportlern würde ich raten unbedingt in einer Gemeinschaft zu trainieren, gut hinzuhören, wenn ältere erfolgreiche Renner von ihrem Training berichten. Man sollte sich Ziele setzen. Und grundsätzlich gilt: 

Gib niemals auf. Arbeite daran eigene Schwächen abzubauen und Stärken auszubauen. Radrennen sind das beste Training. Steig aus einem Radrennen niemals aus, auch wenn es für dich im Moment aussichtslos ausschaut.

Als das beste Wort hat sich doch immer wieder die Tat gezeigt. Machen muss man!! Das Leben ist zu schön, um es zu verschwenden!

Vielen Dank Peter für deine offenen Worte. Bis bald auf Rad.

(CH, JW & CD)