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Stefan in Top10 bei DM im Langdistanz-Triathlon

06/08/2023 -

10 Monate Vorbereitung und jede Menge Wahnsinn bescherten Stefan beim OstseeMan seinen ersten Langdistanz-Triathlon, ein Top10-Resultat seiner AK und v.a. einen eindrücklichen Wettkampf, von dem er ausführlich berichtet.


Bis zum Samstag vor dem Wettkampf hatte sich alles verdammt normal angefühlt! Erst beim Check-In habe ich gemerkt, dass es doch etwas verrückter ist, was ich hier vorhabe: 3,8km Schwimmen + 180km auf dem Rad + 42km Marathon-Lauf; was habe ich mir da eingebrockt?! Mit diesem Gedanken stand ich am Sonntag dann auch am Start. Das Ambiente, die dramatische Musik und die Atmosphäre beim OstseeMan förderte meine Nervosität noch zusätzlich. Gleichzeitig stieg die Lust zu zeigen, was in mir steckt ... und es den vereinzelten kritischen Stimmen zu zeigen, dass ich eine Langdistanz ins Ziel bringen kann. Dann ging es los! 10... 9... 8... der Puls war bei 180! 7... 6... 5... was soll das hier! 4... 3... 2... wird schon werden! 1.... los..., ab in die 17°C kalte und raue Ostsee, in einen langen Wettkampf, dessen Vorbereitung meine letzten 10 Monate bestimmt hatten.

Wie bei so vielen Wettkämpfen zuvor ging es im Massenstart ins Wasser – und doch war alles irgendwie anders. Ich wollte keine Schläge einstecken, keine Tritte riskieren, entspannt starten.
Ich wollte, aber es gelang mir NICHT: Bis zur ersten Boje war es wie in einer Waschmaschine, mit allem, was dazu gehört! Dann wurde es ruhiger, ich kam in eine Flow und schwamm einfach. Nur das Meer, die Wellen, die Ruhe und ich. Der erste Kilometer gegen die Strömung war hart, der Weg zurück zum Start war dann wie Fliegen. Auf der 2. Runde das gleiche Spiel. Aber alles geschah wie im Einklang, ein solches Schwimmen hatte ich im Wettkampf noch nie!

Dann schnell zum Strand abbiegen, aufstehen und Neo öffnen. Den Wechselbeutel nicht vergessen und auf ins Wechselzelt! Nach 1:10 h und damit schneller als erwartet nahm ich mir etwas Zeit, um mich für die Radrunde fertig zu machen. Raus aus dem Zelt, direkt zum Rad, dann ab zur Linie und aufsteigen. Erst hier habe ich gemerkt, dass es regnet, ich war absolut im Tunnel.

Die Beine fühlten sich irgendwie schwer an und ich fragte mich, was soll das nur werden. So kurbelte ich die ersten Kilometer dahin. Im ersten Anstieg gingen die Beine dann auf und es fuhr sich trotz Regen sehr gut. So knapp über 200 Watt habe ich angeschlagen und kontrollierte mein Tempo enorm. So ging es dahin meine Gedanken waren bei Gott und der Welt – wo genau, keine Ahnung! Dann bei 60km aus dem Nichts das erste mentale Tief: Warum soll ich das noch 3mal so lange machen? Bleib bei dir, mach dein Ding! 15km später gingen die ersten Schwierigkeiten genauso schnell, wie sie gekommen waren. War es der technischen Teil der Strecke, der mich rausholte, Abwechslung und Spaß? Hier fühlte ich mich jedenfalls wohl. Der Regen hörte auf. Cool!

Dann wurde es voll, als die Athleten der kürzeren Strecke kamen mit auf die Runde. Endlich merkte ich, dass ich gut unterwegs war. So um 5:20 h sollten am Ende als Radzeit stehenbleiben. Die Verpflegung klappte, die Kilometer reihten sich aneinander. Der nächste zähe Moment kurz vor Ende... Lust auf Radfahren? ... nein heute nicht mehr! Aber gleich geschafft, dann auf einmal Freude, große Freude... nur noch 2km. Hier habe ich nicht mit einem emotionalen Ausbruch gerechnet... aber komm, Fokus auf den Wechsel... Schuhe aufmachen... raus schlüpfen... absteigen... ab ins Wechselzelt.

Im Wechselzelt war noch kurz Zeit für einen Plausch mit dem Nebenmann, natürlich wurden dabei die Sachen abgelegt und die Laufschuhe an den Füßen angebracht. Raus ging es auf die Laufstrecke.

Ich dachte ich gehe den Lauf langsam an, bis sich meine Uhr bei Kilometer 1 meldete. 5:04, das ist zu schnell! Also der Versuch das Tempo weiter zu drosseln, doch ich landete immer wieder bei 5:10 min/km. Was solls einfach laufen, auf in den Berg. Hier sollte es 6mal lang gehen. Mir war jetzt schon klar, dass das nach der Hälfte richtig hart werden würde.

Mit den Gedanken an die Pace und den Berg brachte ich die ersten Kilometer hinter mich. Es lief erstaunlich gut, wie ich fand. 2 Runde... am Streckenrand immer wieder super Stimmung, Anfeuerung und Applaus! Es ging der Halbmarathonmarke entgegen. Bis hier lief alles super. Und ich fing an, die Brühe an den Verpflegungsstellen für mich zu entdecken. Die Verpflegung passte gut und das Highlight waren die Gummibärchen in meiner Eigenverpflegung. Bis km 28 wurde es dann immer schwerer. Das Tempo wurde langsamer, aber es ging. Der Kopf spielte nun eine immer größere Rolle! Die Gedanken waren nun auch nicht mehr irgendwo, sondern nur noch beim Kampf gegen mich selbst. Auf bis Kilometer 30, das kannte ich aus dem Training. Dann der Berg zum 4. Mal, „Quälen“ stand nun auf dem Zettel. Im Flachen geht es noch ganz gut, aber die Beine wurden schwerer.

Bei Kilometer 35 ging es auf in die letzte Runde! Jetzt wurde jeder Kilometer schwer, bloß nicht gehen! Aber am Berg musste ich dann doch in den sauren Apfel beißen. Nur 20m gehen... weiter laufen.... noch 3km... Es geht wieder... noch 2km... Gleich geschafft… der letzte Kilometer… das Ziel im Blick! Und dann hatte ich es geschafft, mit einigen Zuschauern abklatschen, noch schnell in den Zielkanal abbiegen und schon gehts durch den Zielbogen.

Geschafft – und nun? Im ersten Moment hatte ich die Schn…. gestrichen voll, aber der ganz große emotionale Moment blieb aus. Klar freute ich mich und war stolz über die Leistung. Die erste Langdistanz war nach 10:44:58 h ins Ziel gebracht. Der große Jubel? Fehlanzeige, eher verfluchte ich innerlich den Sport und hatte keine Lust mehr! Erst mal setzen, was trinken und die Glückwünsche abholen. Die Erkenntnis, was ich an diesem 6.8.2023 eigentlich geleistet habe, dass ich mich auf diesen Tag 10 Monate und länger vorbereitet habe, dass ich mental voll da war und weit über meine Grenzen gegangen bin. Diese Erkenntnis kam dann tatsächlich erst in den Tagen nach dem OstseeMan, in Gesprächen mit Freunden und der Familie. Mit etwas Abstand freue ich mich sehr über das Rennen und kann von meiner bisher größten sportlichen Herausforderung sprechen! Wahnsinn! (SK)