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Mallorca 312: Vom harmlosen Satz zu Patricks Projekt

30/04/2019 -

Dass man sich schicke Finisher-Trikots hart erarbeiten muss, ist ja nix Neues. "Mallorca 312" ist aber eine Nummer für sich - und Patrick ließ es sich nicht nehmen, mit gehörigem Aufwand sich diesem Projekt zu widmen.


Alles begann im September 2018 bei einem Bummel durch Playa de Muro mit dem harmlosen Satz „Schau mal Schatz, das Trikot ist doch hübsch“. Mein Einwand, dass ich ein M-312 Trikot nur dann tragen würde, wenn ich da auch mitgefahren bin, wurde mit dem Satz gekontert: Dann fahr doch einfach mit!

Ja, natürlich! Warum eigentlich nicht? Gute 300km riefen bei mir einen gesunden Respekt hervor, gepaart mit 5000hm kam eine gewisse Panik auf. Also verdrängte ich diese Idee erst einmal wieder.

Einige Wochen nach unserem Urlaub stieß ich zufällig wieder auf M-312. Komplett ausgebucht innerhalb 10 Tagen, wie schade. Aber da gab es noch die Möglichkeit, in Kombination mit einem Reisepackage zu buchen. Ich suchte nach Ausreden, diese wurden von meiner Frau mit dem Satz „mach es, sonst bereust du es später“ zerschlagen.  Ein gewisser Eigennutz spielte dabei natürlich überhaupt keine Rolle. Also wurde gebucht und damit aus einer fixen Idee Ernst.

Schnell war klar, dass ich in der Konsequenz den Winter etwas anders als in den vergangenen Jahren angehen muss. Das bis dahin verhasste Rollentraining gewann plötzlich an Charme. Andi leistete schon lange beharrlich Überzeugungsarbeit. Nun hatte er mich. Im Nachgang bin ich sehr froh darüber. Andi, Danke dafür!

Die Wintermonate vergingen und der Termin rückte immer näher. Das Wetter meinte es im Frühjahr teilweise recht gut. So konnte ich auch einige längere Einheiten inkl. zwei 300er in der Vorbereitung auf der Straße absolvieren. In der Summe reiste ich mit ca. 8.000 Jahreskilometern nach Mallorca. Apropos Reise: da gab es noch ein wenig Aufregung im Vorfeld. Drohende Streiks des Bodenpersonals in Mallorca und eine Überbuchung unseres Hotels sorgten für Aufregung. Letztlich ging aber alles gut und wir wurden vom Viva Eden Lago in das Viva Blue umgebucht, was sich als echtes Upgrade entpuppte. Aus dem Radkeller rausgestolpert stand man quasi direkt am Startblock – perfekt! Auch ansonsten ist das Viva Blue stark auf Radsport und Triathlon ausgerichtet und lässt diesbezüglich kaum Wünsche offen. Eine perfekte Basis für Trainingslager. Vielleicht ergibt sich da ja mal was. Lediglich beim Essen galt es der Versuchung des üppigen und wirklich guten Buffets zu widerstehen um nicht das eine oder andere mühsam abgeworfene Kilo wieder anzufuttern.

Die Tage vor M-312 ließ ich ruhig angehen und beobachtete die Konkurrenz. Im Hotel lief uns ein gewisser Herr Contador über den Weg. Ich warf beim Abendessen ein Auge darauf, was er so isst. Das kann ja nicht ganz falsch sein. Am Vorabend noch gründlich das Bike gecheckt und alles bereitgelegt. Meine Aufregung ließ sich nun nicht mehr verleugnen und entsprechend unruhig viel auch die Nachtruhe aus.

5:30 Uhr ging es zum Frühstück, dann rein in die Klamotten, Bike eingesammelt und in den Startblock gestolpert. Kurz nach 7:00 Uhr dann der Start. Eigentlich sollte der neutralisiert sein. Tatsächlich ging es aber von Anfang an gut zur Sache. Erst mit Erreichen des ersten Anstiegs zum Coll de Femenia zerfiel das Feld und es fanden sich kleinere Grüppchen. Mein Plan war klar. Ich wollte mein eigenes Tempo finden und keinesfalls schon im ersten Anstieg überpacen. Daran hielt ich mich auch konsequent. So kletterte die hm-Anzeige immer weiter und ich motivierte mich selbst mit der Freude auf die Abfahrten. Denn wo es bergauf geht muss es auch irgendwann bergab gehen!  Den ersten Verpflegungspunkt am Georg Blau ließ ich nach kurzem Check meines Getränkevorrats aus und kurbelte weiter zum höchsten Punkt, dem Puig Major, gefolgt von der längsten Abfahrt des Tages direkt nach Sóller. Wenig später traf ich auf Georg vom ESK. Unsere Wege sollten sich im Laufe des Tages immer wieder kreuzen. Mir war aber schnell klar, dass ich ihn am Berg besser ziehen lassen sollte. Dafür konnte ich in den Abfahrten wieder Zeit gut machen.

Alles lief rund und ich kam besser als erwartet über den Coll d´es Grau und damit über den letzten ernsthaften Anstieg des Tages. So war zumindest vorab meine äußerst naive Bewertung der Tagesaufgabe: der größte Teil der Höhenmeter ist in der ersten Hälfte der 312 km absolviert, der Rest wird ein lockeres Ausrollen - was für ein Trugschluss. Mit zunehmenden Kilometern in den Beinen fühlten sich nämlich auch immer kleinere Wellen wie der Anstieg zum Puig Major an.

Durch eine kurze Unachtsamkeit verlor ich zu allem Übel auch noch den Anschluss an meine Gruppe. Es folgte eine Kraft raubende Solofahrt. Irgendwie erreichte ich trotzdem Arta. Dort angekommen fühlte ich mich schon fast wie beim Zieleinlauf. Die Stimmung war überwältigend, der Support am Verpflegungspunkt sowieso. Alle Anstrengung war vergessen. Mit frischer Kraft und Polizeieskorte ging es über Can Picafort nach Playa de Muro und auf die Zielgerade.

Flamme Rouge – Finish – geschafft! Na das war ja einfach! ;-)

Fazit: Mallorca 312 wirbt mit dem Slogan „More than a Granfondo” und das aus meiner Sicht absolut zu Recht. Die Organisation ist toll. Voll gesperrte Straßen, gut abgesicherte Strecke, toller Support an den Verpflegungspunkten und großartige Stimmung machen es zu einem unvergesslichen Event. Der Preis ist verhältnismäßig moderat. Vielleicht ist der eine oder andere vom RTC durch meinen Bericht auf den Geschmack gekommen. Für diesen Fall könnte ich mir durchaus vorstellen, zum Wiederholungstäter zu werden.

Abschließend vielen Dank an meine Frau und meine Tochter, die mich immer wieder stärkten, wenn bei mir Zweifel aufkamen, mir vor dem Start die Aufregung genommen und mich beim Zieleinlauf jubelnd empfangen haben. Dank auch an Andi, sein beharrliches Bewerben des Rollentrainings im Winter war absolut hilfreich. Ebenso Danke an das Viva Blue für das Upgrade und den perfekten Service und zu guter Letzt auch Danke an alle, die diesen etwas zu lang geratenen Bericht bis zum Ende gelesen haben! (PF)